Workshop
Musik & Malerei: Die synästhetische Kunsterfahrung
Ein Workshop, um die Kunst Kandinskys nicht nur zu sehen, sondern auch zu erfahren.
Der Inhalt
Die Synästhesie wird im Duden als „Reizempfindung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen (wie etwa das Auftreten von Farbempfindungen beim Hören bestimmter Töne). [Medizin]“ oder als „Sprachlich ausgedrückte Verschmelzung mehrerer Sinneseindrücke (z.B. schreiendes Rot). [Literaturwissenschaft]“ beschrieben. Es ist also die Mischung verschiedener Sinne entweder als besondere Wahrnehmungsart einiger Menschen (was für uns auch relevant ist, da einige Künstler davon betroffen zu sein meinten) oder als Form der künstlerischen (in der Definition literarischen, in unserem Fall hauptsächlich malerischen) Darstellung eines Geschehens beziehungsweise eines Erlebnisses. Für den Workshop werden dementsprechend Gemälde genützt, die durch das Malen (also das Sehen) eine musikalische Erfahrung (also das Hören) darstellen.
Ein konkretes Beispiel dafür finden wir beim russischen Maler Wassily Kandinsky (1866 – 1944), der einer der Gründer und Hauptvertreter der expressionistischen Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ war. In seinem kunsttheoretischen Buch sagt der Maler selbst: „Die Farbe ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten.“ (Aus: KANDINSKY, Wassily, Über das Geistige in der Kunst, 1911). Beispiele synästhetischer Werke sind insbesondere in seiner „Impression“ Serie zu finden, wodurch Kandinsky die Mischung von visuellen Eindrücken und innerlichen Erfahrungen anbietet. Besonders relevant für diesen Workshop ist sein Öl auf Leinwand „Impression III (Konzert)“ aus dem Jahr 1911 , das nach dem Besuch des Konzerts von Arnold Schönberg entstand. Auf dem Bild ist eine abstrakte, aber nicht gegenstandlose Darstellung des Konzerts zu sehen: Unten mittig und links befindet sich das Publikum, während in der Mitte oben das große, schwarze Klavier nach rechts gestreckt gemalt ist. Der Rest des Gemäldes ist von Farbflächen bedeckt, die Kandinskys musikalische Erfahrung repräsentieren: Die linke Hälfte des Bildes unterhalb der Diagonale ist fast komplett Gelb, während die andere Hälfte auch dunkel und hell Blau, Rot, Orange und Weiß beinhält. Das Konzert bestand erst aus der Musik eines Streichquartetts und dann aus drei Klavierstücken. Der Maler wurde anscheinend mehr vom zweiten Teil beeindruckt, was nicht nur an der starken Präsenz des Instruments im Bild zu merken ist, sondern auch an der Fülle der gelben Farbe, da Kandinsky selbst diese Nuance mit der Musik eines Klaviers verband. Weiterhin assoziierte der russische Maler die Farbe Gelb auch mit glücklicher Musik.
Der Workshop: Die praktische Anwendung
Die Teilnehmer des Workshops, der für alle Altersgruppen geeignet ist, werden in der Rolle eines synästhetischen Künstlers schlüpfen. Sie werden drei Klavierstücken hören, die Kandinskys „Impression III (Konzert)“ inspiriert haben, und ihre eigenen kleinen Kunstwerke dazu zeichnen oder malen. Wenn die Musik fertig ist, wird Zeit gelassen, um die Werke zu vervollständigen. Anschließend werden die Ergebnisse gemeinsam besprochen: Welche Farben und Formen die Teilnehmer gewählt haben, ob sie konkrete Objekte dargestellt haben, wie sie diese Entscheidungen getroffen haben, ob sie vom Endresultat überrascht waren, ob ihre Ergebnisse Kandinskys Gemälde ähneln und so weiter.